Chiptuning zum Selbermachen...

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KR-Fan
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Chiptuning zum Selbermachen...

Beitrag von KR-Fan »

Ich habe mich in den letzten Tagen sehr viel mit Chiptuning speziell für unsere F-Bodies beschäftigt.
Momentan fahre ich einen Stage2-Chip von TBIChips.com und ich bin sehr zufrieden damit. Allerdings möchte ich jetzt eine LT1-Nockenwelle montieren und einige andere Modifikationen vornehmen. Danach möchte ich das Kennfeld so anpassen, daß es GENAU auf meinen Motor passt, um somit eine gute Leistungsausbeute bei einem vernünftigen Kraftstoffverbrauch raus zu holen. Ich weiß, daß es niemals möglich ist, den "perfekten" Chip für ein spezielles Auto zu brennen, ohne das Auto selbst dabei zu haben und verschiedene Tests zu machen. Leistungsprüfstand und AU-Tester meine ich damit. Somit wird es jemandem aus der Ferne wohl kaum möglich sein den perfekten Chip speziell für mein Auto zu brennen. Selbst wenn man 2 identische Autos mit identischen Motoren und identischen Steuergeräten hat, wird man feststellen, daß immer einer der beiden besser läuft, als der andere. Das hat mit verschiedenen Toleranzen zu tun. Da wären wir schon wieder, man brauch also was spezielles. Nun habe ich 2 Möglichkeiten. Entweder ich fahre quer durch Deutschland zu jemandem, der das kann und zahle Unmengen an Geld. Das Gute ist, derjenige wird dann über genügend Erfahrung verfügen und alles richtig machen. Ich würde keinen Streß haben in dem Sinne. Der Nachteil wäre erstens der tiefe Griff in meinen Geldbeutel, zweitens müßte ich immer wieder hin, wenn ich irgendetwas umbaue. Die zweite Möglichkeit ist das Ganze einfach selbst zu lernen. Außerdem ist das auch billiger, aber halt stressiger. Und da ich mich kenne (ewiger Schrauber) und jedes Jahr irgendwelche Veränderungen im Sinn habe, wähle ich doch die zweite Möglichkeit.
Werde dann zwar in den nächsten Monaten viel lesen und viel probieren müssen und viel vorm PC sitzen und ständig mit viereckigen Augen abends ins Bett gehen, aber ich denke, alles ist machbar !
Da ich KFZ-Technikermeister bin, und so zu sagen über die KFZ-technischen "Grundlagen" verfüge, weiß ich um die Risiken den tunens per Steuergerät bescheid. Außerdem gibt mir das wieder einen Ansporn, weil wenn ich das jetzt noch lerne, wäre das im Prinzip der I-Punkt meiner Ausbildung.

So, kommen wir zum fachlichen.

Was ich an Equipment brauche und einiges an Anmerkungen :

1. Ein ALDL-Kabel und das Programm WinALDL, um Datalogs zu fahren. Damit ich weiß, wie mein Motor läuft.

2. Einen Eprombrenner, mit dem ich den Stock-Chip auslesen kann (den, den ich vorher zum Datalog benutzt hatte) und später das neue Eprom brennen kann. Damit wird der Inhalt des Eproms als *.bin Datei gespeichert. Dabei sollte man wissen, daß es verschiedene Eproms in unseren Wagen gibt. Je nachdem braucht man halt einen Brenner, der den dementsprechenden Eprom-Typ unterstützt.

1990-1992 TPI F-Bodies haben ein Eprom vom Typ 27c256. Das heißt, das Eprom hat 28 Pin und eine Speicherkapazität von ( 256kbit/8= ) 32 kbyte.

1986-1989 TPI F-Bodies haben ein Eprom vom Typ
27c128. Das heißt, auch 28 Pin und und eine Speicherkapazität von logischerweise 16 kbyte.

Diese Epromtypen sind sehr gängige Typen und man bekommt einen Brenner für 20-30 Euronen in der Bucht.

Mein 1988er TBI F-Body hat ein Eprom vom Typ 2732a. Das heißt, es hat 24 Pins und eine (lächerliche) Speicherkapazität von 4 kb. Dieser Epromtyp ist nicht so gangbar und war selbst zur Commodore 64-Zeit schon zu klein. Also es es schwer, erstens die Eproms zu bekommen und zweitens einen Brenner der mit unseren PCs zusammen arbeitet. Aber das ist auch kein Problem. Die Billigbrenner aus der Bucht arbeiten ab 27c64 (28 Pin), also braucht man nur einen Adapter. Und da man hat dann eine Speicherkapazität von 2*4kb. Folgedessen kann man das Eprom in 2 Hälften Teilen und dann als Gimmick 2 verschiedene Kennfelder draufbrennen, die sich dann (Bankswitching) per Kippschalter umschalten lassen. Zum Beispiel eines zum Cruisen und eins für die Quartermile.

Der 88er TBI (ich weiß nicht wie es bei den anderen TBIs ist) hat kein MEMCAL. Die TPIs hingegen haben eins. Da der Chip mit dem Kennfeld meines Wissens im Memcal sitzt, muß mal den Deckel desselben abmachen und einen 28 poligen Sockel einlöten.

Übrigens, es ist nicht egal, an welche Adresse im Eprom man das Programm (Kennfeld) brennt. Also auf $0000 brennen wird nicht funktionieren.

3. Jetzt habe ich eine *.bin-Datei mit meinen Daten auf dem PC. Was mache ich jetzt ?! Ich brauche ein Programm, mit dem ich das *.bin-File für meine Zwecke komfortabel abändern kann. Dazu nehme ich das kostenpflichtige Programm RT-Tuner der Firma TunerCAT. Es gibt aber auch noch andere gute Programme.

4. Außerdem brauche ich eine Datei für die "Maske" meines Steuergeräts. D.h. es gibt für fast jedes ECM eine andere, ich nenne sie jetzt mal Maskendatei. Diese Datei benötigt das Tunerprogramm, damit es weiß, was für was steht in der *.bin-Datei. Man kann es vergleichen mit einem Codec.

5. Jetzt hat man alles beisammen und kann seine *.bin-Datei so abändern, wie man sie braucht, auf das Eprom brennen, dieses einbauen und sich freuen, oder auch nicht.

Ah, eins habe ich dazwischen noch vergessen. Und zwar das Wichtigste !!! DAS KNOW-HOW !!!
Woher weiß ich, was ich abändern muß und wann und wo. Das macht die Sache verdammt schwer und nimmt die meiste Zeit und Arbeit in Anspruch. Und es wird mit Sicherheit mehr als ein Chip draufgehen, bis der Motor perfekt in allen Lastzuständen läuft.
Dazu sollte man erstmal lernen, welcher Wert überhaupt für was steht und was er überhaupt bedeutet.

Nehmen wir zB mal BLM und INT.

Das "perfekte" (stöcheometrische) Mischungsverhältnis hat das Verhältnis 14,7:1. D.h. bei einem Mischungsverhältnis von 14,7 kg Luft zu 1 kg Kraftstoff (NICHT LITER) hat man die perfekte Verbrennung. Mit anderen Worten die beste Leistung, die sauberste Verbrennung, die besten Abgaswerte (also die niedrigsten Abgasemissionen).

BLM steht für das langfristige Verhältnis.
INT steht für das kurzfristige Verhältnis.

Bei dem stöcheometrischen Kraftstoff/Luft-Verhältnis steht der Zähler auf 128.
Läuft der Motor zu fett, ist der Wert geringer. Also man weiß, wenn der Wert auf 108 steht, läuft der Motor zu fett.
Wenn der Wert höher ist, weiß man, daß der Motor zu mager läuft.

Wenn man die Werte in allen Drehzahl und Lastbereichen auf 128 hält, hat man einen Motor, mit dem man einwandfrei cruisen kann, bei einem geringen Kraftstoffverbrauch. (cruise fueling).

Aber das wäre ja zu einfach.

Das Mischungsberhältnis SOLL bzw. DARF ja nicht immer stöcheometrusch sein. Was ist zB. beim Beschleunigen. Der Motor muß beim beschleunigen gut angefettet werden. Was ist mit der Warmlaufphase. Auch hier muß der Motor abgefettet werden.
Und zu dem ganzen soll jetzt auch noch die Zündung immer stimmen.

Wie man sieht ist es auf deutsch gesagt "sau schwer", den perfekten Chip her zu stellen. Aber ich sehe das optimistisch und denke, alles ist möglich.

Was ich hier geschrieben habe vom Chiptuning habe ich selbst erst in den letzten 2 Tagen gelernt. Ich denke, ich weiß jetzt 1% von der ganzen Geschichte. 8)


Nun zu meiner eigentlichen Frage. Hat sich schonmal jemand hier ausm Forum mit der Thematik "Chips selbst machen" beschäftigt ? Würde mich zwecks "Erfahrungsaustausch" sehr interessieren....
Gruß Jan



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oilpan
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Beitrag von oilpan »

Und es wird mit Sicherheit mehr als ein Chip draufgehen


gut das man EPROM's löschen kann.....

Ich kann Dir eventuell elektronisch einiges beisteuern!

Es ist sehr mühsam ein EPROM zu brennen, zu testen, zu verwerfen (sprich löschen) und wieder neu zu brennen.
Heute macht man alles mit Flash Bausteinen oder EPROM-Simulatoren die Ihren Inhalt nicht vergessen und beliebig oft (und 100x schneller als ein EPROM) beschrieben werden können.
Wenn Du so oder so einen Adapter lötest, würde ich einen modernen Flash Baustein vorziehen und nicht nur 2 Tabellen nutzen sondern 4, 8,16 oder so.....

So kann man auch on the fly mal eine Tabelle anpassen und muß nicht immer erst nach Hause fahren! Alles per Laptop und EPROM-Simulator.

Solltest Du eventuell mal mit in Deine Überlegung einbeziehen. Ich benutze in der Firma auch noch gelegentlich so einen Simulator wenn ich Software für eine Schaltung entwickle die noch EPROMs benutzt. Die Flash-Controller kann ich Gott sei Dank noch komfortabler über die ISP Schnittstelle in circuit umflashen.

Im Übrigen überlege ich mir auch die Anschaffung einer Tunersoftware um beim LS1 so einiges zu ändern....
Gruß...
Tom
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Onkel Feix
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Beitrag von Onkel Feix »

gehe ich recht der annahme,dass der Ostrich (wasn alberner name) fürs on-the-fly programmieren gedacht ist?

andererseits frag ich mich, ob nicht die möglichkeit besteht, ob man nicht einfach ein programm die ganze arbeit von alleine machen lassen könnte....

also sagen wir mal so:

eine ausgiebige dataloggerfahrt vor nem umbau...
dann einmal nach dem umbau....

die geloggten daten zusammen mit der stock.bin in ein programm einspeisen und dieses dann rechnen lassen, was geändert werden muss, um die vorher "optimalen" bedingungen wieder herzustellen?!

ich meine, programme wie zb dyno2003 machen ja auch innerhalb von wenigen minuten simulationen mit millionen verschiedenen nockenwellen + einstellungen, um einem dann das bestmögliche setup zu präsentieren....

sollte mal jemand erfinden, sonen automatik-tuner....
warum auch nicht....

wenn man selbst "chiptuner" im lernstadium ist, dann gilt denke ich ohnehin nur "try+error"... das kann auch ein programm übernehmen.....
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Beitrag von KR-Fan »

Ich denke auch nicht, daß es so gut wäre über eine Automatiksoftwäre. Man sollte schon wissen, was man macht.

Ich werde jetzt erstmal lernen, lernen, lernen...
Dazu werde ich verschiedene Bin-Dateien miteinander vergleichen.


Und dann einen Chip brennen, datalog fahren, Kennfeld berichtigen, datalog fahren u.s.w.
Gruß Jan



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gta88
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Beitrag von gta88 »

Also, mit "Automatik-Tuning" ist da nichts!
Mit dem Ostrich vom Craig Moates hat man die Möglichkeit, die Werte quasi "online" zu ändern, d.h. über ein Programm wie TunerPro Werte für Zündung usw. zu verändern.
Die Auswirkungen dieses Änderungen lassen sich dann über den Programme wie Diacom, WinALDL usw. auslesen.
Eine Aussage über einen Leistungsgewinn (oder eben auch nicht) bietet nur der Prüfstand.

Gruß,

Jens
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Beitrag von coolchevy »

das geht nicht so einfach weil es viele Risiken beinhaltet.

es gibt mehrere so Auto VE Programme, aber das Problem ist das im Teillast über Lambdasonden gefahren wird, bei Vollgas aber open loop.

Man müsste Vollgas dann auch im closed loop fahren und wenn eine Sonde just beim abstimmen übern Jordan geht ist das Kennfeld komplett falsch und der Motorschaden programmiert.

Teillastbereich als autotune ja, Vollast da hat sogar GM Angst davor und nciht unberechtigt.

Kennfeld optimierung ist immer trial und error und Stunden und Stunden am Prüfstand wenn man es nicht auf der Strasse machen kann wie bei neueren PCM
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Beitrag von KR-Fan »

So, das Equipment zum Chips selber machen hätte ich nun zusammen.
Ich habe mir die Tage noch ein ALDL-Kabel gebaut, um einen Datalog zu fahren und außerdem habe ich mir einen Adapter von 2764 auf 2732a-Eprom gebaut. Dieser ist umschaltbar, somit kann ich zwischen 2 verschiedenen Kennfeldern umschalten. Leider konnte ich mit meinem Eprom-Brenner am PC erst ab 2764 auslesen. Also habe ich den Commodore 64 wieder aufgebaut. Der kann nämlich sogar ab 2716 lesen. Ich habe dann mal die Daten aus meinem Stock-Chip und von dem Chip, der zu der Vortec-Welle paßt ausgelesen, zum PC rüber geschickt und das ganze mal verglichen. Ein paar Sachen waren direkt klar. Aber vieles auch nicht. Wiedermal habe ich festgestellt, daß ich diesbezüglich noch viel lernen muß. Ich warte jetzt erst mal auf massig Literatur aus den Staaten....


EDIT 13.11.2008 :

So, in den letzten Wochen habe ich wieder ein wenig mehr in Sachen Chiptuning gelernt. Zumindest weiß ich jetzt, was man alles verändern kann und wie man es verändern kann. Leider bis jetzt nur in der Theorie.

Beim Stöbern auf thirdgen.org habe ich gesehen, daß "Chiptuning-Anfänger" teilweise über 100 Chips "verbrannt" haben, bis sie zu dem gewünschten Ergebnis gekommen sind.

Daraufhin habe ich mich entschieden, meinen Eprombrenner erstmal in die Ecke zu stellen und mir ein EBL-ECM zu zulegen. Dieses ist nämlich flashbar und ich kann sogar Veränderungen bei laufendem Motor vornehmen.
Außerdem bietet dieses System ein nettes Upgrade zu dem bestehenden System. Man muß bedenken, daß es sich bei unseren ECMs um Technik handelt, die 25 Jahre alt ist. Das EBL modernisiert das Ganze.
Außerdem möchte ich neben dem EBL eine Breitbandsonde betreiben. Unsere Lambdasonde (Sprungsonde) arbeitet mit 5 Zyklen in der Sekunde, eine Breitbandsonde arbeitet mit über 20 Meßzyklen. Außerdem arbeitet sie genauer und in allen Lastzuständen, also auch bei Vollgas bzw. beim Beschleunigen.
Damit kann man seine VE-Tables noch genauer bestimmen und eine höhere Leistungeausbeute bei angenehmem Kraftstoffverbrauch erzielen...

Allerings weiß ich bis jetzt noch nicht, ob man den Motor dann ausschließlich mit der Breitbandsonde betreiben kann, oder ob diese zusätzlich zur Sprungsonde montiert wird ?!


Hat hier ausm Board schonmal jemand Erfahrungen gesammelt mit dem EBL und der Breitbandsonde ???
Gruß Jan



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