Original von Blackrainbow
-Eine Automatik ist immer träger als eine manuelle Schaltung
-Eine Automatik verbraucht immer mehr Sprit
Beides falsch...
Die Automatik ist vielleicht gegenüber der Kupplung beim Anrollen träger, weil der Wandler nicht so schnell Kraftschluss hinbekommt wie die Reibkupplung (dafür kann er es auch nicht zu schnell - eine Automatik kann man nur bei einem Dreher und dann unter bestimmten Voraussetzungen abwürgen). Dafür ist die Automatik zugkraftkonstant, was den Anfahrverlust wieder ausgleicht, weil man nicht zum Schalten vom Gas muss. Bis 50 kann es sein, dass es nicht reicht, weil da im Kickdown nur ein Schaltvorgang kommt, aber beim zweiten stimmt die Sache wieder...
Der Mehrverbrauch wird durch diverse Maßnahmen wieder ausgeglichen. Bei meinem Daily Honda ist die Wandlerbrücke rührig aktiv und nimmt den Verlusttreiber Nummer 1 aus dem Kraftfluss. Ich bin den Wagen auf Langstrecke und mit 130 ("Mama-Tempomat" auf der Rückbank) bei 3 Personen und Urlaubsgepäck mit einem Schnitt von 6,4 l/100 km gefahren. Ich behaupte, da kriegst Du einen Civic Schalter mit der Zuladung auch nicht drunter.
Bei unseren Amis allerdings ist die Wandlerbrücke (Lock-Up) nicht ganz so aktiv. Dafür hat der einen Overdrive... Dieser sehr lang übersetzte Zusatzgang (VW hat in den 80ern so was als E-Gang in Schaltgetrieben verkauft) senkt die Drehzahl extrem ab, so dass die drehmomentstarken Motoren in der Lage sind, bei typischer Autobahn-Cruise-Speed von 120-130 (wo einem beim Targa das Basecap noch nicht wegfliegt halt) konkurrenzlos niedrige Umdrehungen zu bescheren, ca. 1500 weniger als vergleichbare Euro-Autos. Das senkt natürlich auch den Spritverbrauch. Aus diesem Grund kann man die F-Bodys mit Automatik auf der Autobahn sogar sparsamer fahren als Schalter, denn die drehen im höchsten Gang höher.
Zwei weitere Gründe, warum so viele F-Bodys Automatik haben, gibt es noch:
1. können es die Amis nicht besser. Eckoman kann dazu ja mal was erzählen, wie er sich den Fuß vorm Elbtunnel im Stau lahmgekuppelt hat. Bequem soll was anderes sein und der Druckpunkt kommt dem Begriff "Punkt" wohl von seiner Ausdehnung auch recht nahe. Ich habe nur diese Schilderung zu dem Thema, aber so macht Schalter fahren vermutlich keinen großen Spaß.
2. Bei den üppigeren Motorisierungen gab es in vielen Modelljahren keine Schalter. Den 5.7 L98 wollte man ab seiner Einführung 1987 auch mit Schaltung bauen, hat es aber sein lassen. Das "billige" Schaltgetriebe aus den V6 und 305er V8 kam mit dem anliegeneden Drehmomenten nicht klar und die Testwagen haben ihre Antriebsstränge zum Frühstück verputzt. Also musste man entweder das Corvette-Getriebe einbauen oder Schaltgetriebe aus dem Angebot nehmen. Um IROC, GTA und Formula 350 nicht vom fahrerischen Anspruch der Corvette für deutlich weniger Geld zu dicht auf die Pelle rücken zu lassen (Handschaltung hat in den USA bei Sportwagen "Racing-Equipment" Image), hat man es dann gestrichen.
Mirko